Digitalisierung in der Schule und Bildung –  ist das eine Chance, Lernen zu optimieren und indiviuduelle Entfaltungsmöglichkeiten zu erschließen, oder ein Einfallstor für die Konzerne, die davon  leben, die totale Überwachung, Formierung und Formatierung von Lernprozessen, die kaum noch als Bildung zu begreifen sind? Die Rosa-Luxemburg-Stiftung bereitet dazu eine Broschüre vor, darin dieser einleitende Beitrag von Karl-Heinz Heinemann

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Digitalisierung ist anscheinend unser Schicksal: Wir sollten möglichst schnell nicht nur auf den
fahrenden Zug aufspringen, sondern uns auch bis zur Lok vorarbeiten: Digitalisierung first, Bedenken
second. Auch wem das nicht passt, der/die weiß: Digitalisierung verändert nicht nur die Produktion
und den Austausch materieller und immaterieller Güter, sondern unsere gesamte Lebensweise – die
Kommunikation, die sozialen Beziehungen, die Aneignung und Verbreitung von Informationen und
Wissen. Insofern ist es ziemlich überflüssig darüber zu diskutieren, ob Digitalisierung in der Schule
etwas zu suchen habe oder nicht. Nur: in der Linken ist längst der Glaube daran zerstört, dass der
Fortschritt von Wissenschaft und Technik, also auch die Digitalisierung, die Vergesellschaftung von
Produktion und Lebensweise weiter voranbringt – also Fortschritt bedeutet. Wenn nun die
Digitalisierung die Schulen und das Lernen grundlegend umwälzen soll, stößt das eher auf Skepsis als
auf Begeisterung.

Wie viel Informatik braucht der Mensch? Was müssen wir angesichts des Klimawandels wissen? In
welchem Ausmaß nehmen uns Roboter die Jobs weg? Was bedeutet künstliche Intelligenz? Was
macht unser Mensch-Sein aus? Eine Schule, die diese Fragen bewusst ausklammern würde, hätte
ihren Bildungsauftrag verfehlt. Um sie zu erörtern, braucht man freilich keine flächendeckende
Ausstattung mit Laptops, sondern engagierte Lehrerinnen und Lehrer und möglicherweise auch
entsprechende Vorgaben in Lehrplänen und Schulbüchern.

In der öffentlichen Debatte geht es darum, welche Rolle Digitalisierung in der Schule und der Bildung
spielen sollte. Dabei sollten wir unterscheiden, dass es zum einen um die mit Digitalisierung nur
schemenhaft beschriebenen gesellschaftlichen Prozesse geht, die Inhalt und Gegenstand von Schule
und Lernen werden sollten, anderseits um den Einsatz digitaler Medien in Schule und Unterricht. Oft
fokussiert sich die Debatte auf Letzteres, sowohl bei den „Freunden“ als auch den Kritikern der
Digitalisierung: Sollen Computer in die Schule? Wenn ja, ab welchem Alter? Mit dem Digitalpakt
haben Bundes- und Landesregierungen erst einmal eine Willensbekundung abgegeben, die
Ausstattung mit Computern, Netzen und Software kräftig zu fördern. Völlig zu Recht steht die Frage
im Raum: Wer bekommt das Geld, wer profitiert davon in ganz materiellem Sinne?

Computer in die Schule? Digitalisierung als Modethema? Kaum ein Thema wird in der linken
Bildungsdebatte so heftig und kontrovers diskutiert. Grob gesagt stehen sich zwei Lager gegenüber:
Auf der einen Seite die BildungspolitikerInnen in den diversen Gremien. Die in der
Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung der linken Partei zusammengeschlossenen PraktikerInnnen
trafen sich vor einem Jahr, um über die Digitalisierung in der Bildung zu diskutieren. Sie kamen sehr
schnell von den im Programm angekündigten inhaltlichen Themen wie „Medienkompetenz, Inhalte
von Medienbildung“ auf die miserable Ausstattung von Schulen mit Computern, klagten über
fehlende Lehrerfortbildung , sie freuen sich, wenn ihnen Samsung einen Klassensatz Tablets zur
Verfügung stellt und diskutieren über die Möglichkeiten des Minicomputers „Calliope“. Sie fragen, ob
sich die soziale Spaltung weiter vertiefen wird, weil die einen die Digitalisierung nur als
KonsumentInnen erfahren, die anderen dagegen lernen, wie sie sich zunutze machen können.

Auf der anderen Seite die KritikerInnen. Linke ErziehungswissenschaftlerInnen, die sich im
Gesprächskreis Bildungspolitik der Rosa-Luxemburg-Stiftung trafen, sahen in der Einführung digitaler
Medien in die Schule eine weitere Fessel für emanzipatorische Bildungsprozesse: Unternehmen
verkaufen ihre Maschinen und ihre Software, und SchülerInnen verlernen das selbständige Denken in
Strukturen, die möglicherweise andere sind als die Algorithmen ihrer Maschinen. Digitalisierung
steht für die Unterordnung von Bildung unter die kapitalistische Ökonomie. PISA, VERA, QUIMMS
und wie die vielen Vergleichstests heißen, und neue, am Leitbild des Unternehmens orientierte
Steuerungsmodelle für Schulen und Hochschulen, sind deren augenfälliger Ausdruck, ebenso wie der
Bolognaprozess mit seinen bürokratischen Zumutungen, die, wenn sie denn wirklich ernst
genommen und nicht von gewitzten Wissenschaftlerinnen und Studentinnen unterlaufen würden,
die Freiheit der Wissenschaft längst erstickt hätten. Der heute in jedem Lehrplan stehende
Kompetenzbegriff ist ihnen suspekt, da er den Einzelnen auf sich selbst als den Unternehmer seiner
selbst zurückwerfe und den Begriff der Bildung ersetzen solle. Ihm entspricht eine instrumentelle
Orientierung auf neue Medien und Computer, deren Einsatz derart fetischisiert wird, dass er
unabhängig von den darin steckenden Inhalten zum Wert an sich wird. Damit einher gehe eine
Umwertung von Autonomie, Freiheit und Verantwortung. Digitalisierung wird als Zurichtung auf die
Bedürfnisse des Kapitals gesehen.

Im Hintergrund lauert ein alter Streit: kann, darf Bildung auf einen Zweck ausgerichtet sein, soll
Schule und Studium auf einen Beruf vorbereiten, oder muss sie nicht gerade befreien von den
Fesseln einer durch ständische Fesseln und soziale Abhängigkeiten und Unterdrückung eingeengten
Existenz? Allgemeine Bildung heißt seit Comenius: allen alles zu lehren, und auch Humboldt
postulierte eine Bildung, die sowohl dem Tischler den Zugang zur Philosophie eröffnet als auch, auf
der anderen Seite, dem Philosophen das Handwerk. Also „Brauchbarkeit“ versus „Allseitigkeit“? Ganz
klar: Der Maßstab für Bildung muss sein, ob sie allen, unabhängig von der Herkunft, alle
Möglichkeiten erschießt, sich diese Welt anzueignen, sich selbst im Gestaltungsprozess, der Arbeit
heißt, zu verändern, Möglichkeiten zu eröffnen, die die Gesellschaft gegenwärtig der Mehrheit noch
vorenthält: so sprachfähig zu sein, dass man am öffentlichen Diskurs teilnehmen kann, hinterfragen
zu können, was sich im Betrieb und in den unmittelbaren Beziehungen tut ebenso wie was bei den
Koalitionsverhandlungen oder in den Nachrichten verhandelt wird.

„Brauchbar“ war im reaktionären Bildungsverständnis der Untertan, der die Ausbildung nur für den
ihm vorherbestimmten Platz in der Gesellschaft bekommt und mit Gottesfurcht und Kaisertreue
daran gehindert wurde, über seinen Tellerrand hinaus zu gucken. Mit dem Argument der
mangelnden Brauchbarkeit mag heute mancher naive Schüler infrage stellen, wofür er
Differentialrechnung, Goethe oder Kunstunterricht braucht. („Ich kann Gedichte interpretieren, aber
verstehe den Mietvertrag nicht.“) Nur das als brauchbar und wichtig anzusehen, was sich aus der
unmittelbaren Lebenswelt erschließt, wäre exkludierend und zutiefst undemokratisch, weil es
Menschen auf ihre schon durch die Schullaufbahn vorbestimmte Rolle im Berufsleben einengt. Die
Stromrechnung verstehen und ein Bewerbungsschreiben aufsetzen und damit gut, das wäre
reaktionär.

Die Auseinandersetzung mit „Digitalität“, wie etwa Schorb und Verständig schreiben, ist nützlich,
nicht, weil man damit morgen am Computer arbeiten kann, sondern weil man einen Eindruck von
den Veränderungen im technischen, ökonomischen und sozialen Raum bekommt, Voraussetzungen
also für Autonomie. Bildung, auch digitale Bildung, wird nicht dadurch definiert, dass sie unnütz ist. Selbst das scheinbar zweckfreie Parlieren über Emilia Galotti, über Arnold Schönberg oder die Wiener Klassik ist ja enorm
nützlich. Wer in der Bank nicht hinterm Schalter sitzen bleiben, sondern in die 30. Etage aufsteigen
will, der braucht dieses Distinktionswissen mehr als das über doppelte Buchführung. Die Erwartung,
über die schulische Allgemeinbildung und später auch über ein Studium den Zugang zu einem
anspruchsvollen Beruf zu finden, über den man einen Platz in dieser Gesellschaft hat und der für den
Lebensunterhalt taugt, ist nur legitim. Eine Bildungspolitik, die diesen Aspekt individuellen Nutzens
von Bildung vernachlässigt oder verleugnet, wäre arrogant, elitär und exkludierend. Also: etwas über
den Umgang mit Computern lernen zu wollen ist legitim. Und Schule, als ein Raum, der nicht auf
unmittelbaren Nutzen programmiert ist und in dem ökonomische Interessen, anders als in
kommerziellen Angeboten, nur vermittelt zum Tragen kommen, ist dafür besser geeignet als
kommerzielle Angebote oder das alleinige Selbststudium.

Im marxistischen Teil der Studentenbewegung der 1970er Jahre kursierte – damals übrigens nicht
unwidersprochen – das Theorem der „Doppelqualifikation“. Man will eine berufliche Qualifikation
erwerben und zugleich die Befähigung, die eigene Tätigkeit gesellschaftlich einzuordnen und kritisch
hinterfragen zu können. (Dieser Ansatz war damals im MSB Spartakus deshalb umstritten, weil man
meinte, auf den zweiten Teil verzichten zu können, und der Kampf für mehr Bafög, billiges
Mensaessen und Wohnheimplätze sei eine korrekte Massenlinie). Damals kritisierten wir eine von
der gesellschaftlichen und beruflichen Realität gleichermaßen abgehobene akademische Ausbildung.
Heute hat uns diese Kritik eingeholt und überholt, weil gesellschaftliche und individuelle Interessen
an der Ausbildung verkürzt werden auf die Verwertbarkeit im Sinne des Kapitals. Wir sollten darüber
sprechen, wie heute eine verkürzte Berufsorientierung im Studium überwunden werden kann
zugunsten dieser Doppelqualifikation – für den Beruf und für die Vertretung der eigenen Interessen
an einer sinnvollen Gestaltung der Arbeit und der gesellschaftlichen Organisation.

Vielleicht hilft die Rückbesinnung auf die polytechnische Bildung, allseitige Bildung und
„Brauchbarkeit“ zu vermitteln. Für Karl Marx ist sie neben geistiger Bildung und körperlicher
Erziehung die dritte Säule einer Bildung für alle: Mit der Entwicklung der großen Industrie wurden
Naturwissenschaften und Technologien zu einem entscheidenden Hebel der gesellschaftlichen
Umgestaltung. Für Karl Marx war deshalb „polytechnische Ausbildung, die die allgemeinen Prinzipien
aller Produktionsprozesse vermittelt“, neben geistiger und körperlicher Erziehung wichtig. Es ging
schon damals um die „allgemeinen Prinzipien“, die durchaus praktisch im besonderen
Produktionsprozess angeeignet werden könnten, also nicht um platte Berufsvorbereitung.
Gleichermaßen wichtig war ihm die praktische Anwendung – wie sie später im Realsozialismus als
„produktive Arbeit“ der Schülerinnen und Schüler wieder auftauchte. Etwas Sinnvolles tun, den
gesellschaftlichen Nutzen von Arbeit zu erfahren, dieser Gedanke der Verbindung von Schule und
Leben spielte ja auch in der (bürgerlichen) Reformpädagogik eine wichtige Rolle. Und er richtet sich
gegen die in der Pädagogik in geisteswissenschaftlicher Tradition verbreitete Verachtung von
gegenständlicher Arbeit und der daraus resultierenden Trennung von höherer und minderer Bildung,
wozu ja die Bildung in den „Realien“ zählte.

Für uns heißt das: zu lernen, dass man auf Computern nicht nur spielen kann, sondern was sonst
noch alles damit möglich ist, gehört unbedingt zur Allgemeinbildung. Die Möglichkeiten der
Informationstechnik im Lernprozess sinnvoll einzusetzen ist gerade dort erforderlich, wo
Bildungsdefizite aufzuarbeiten sind, etwa bei der Aneignung der deutschen Schriftsprache, im
Fremdsprachenlernen oder in der Mathematik. Die Möglichkeiten sind vielfältig.
Schule und Bildung dürfen nicht jedem Trend hinterherlaufen. Sie betreiben keine Berufsausbildung,
noch nicht einmal Berufsvorbereitung im strengen Sinn, sondern Vorbereitung auf ein
selbstbewusstes, selbstbestimmtes Leben in einer Welt und Gesellschaft, die wir heute noch nicht
kennen und zureichend beschreiben können. Bildung bedeutet die Fähigkeit, sich von der
Unmittelbarkeit der Anschauung distanzieren zu können, Differenz zu erkennen. Die griechische
Polis, das Römische Reich, der Faschismus, Goethe, Shakespeare, Brecht und Böll als
Lerngegenstände in der Schule können dazu befähigen, Probleme der Datensicherheit oder der
Veränderung sozialer Beziehungen heute zu verstehen. Der Basic-Kurs, den ich vor 35 Jahren
mitgemacht habe, nützt nichts mehr beim praktischen Umgang mit Internet und Windows 10, aber
er hat mir geholfen zu verstehen, was Digitalisierung ist. Wir brauchen also nicht die Kenntnis der
neuesten Gerätschaften und Programme, um zu verstehen, worum es bei der Digitalisierung geht
und um künftige neue Entwicklungen einordnen zu können, sondern, wie man so schön sagt, solide
Bildung. Und die besteht eben nicht nur aus Geisteswissenschaften, sondern ebenso aus der
Aneignung der Grundlagen der Naturwissenschaften und aus einer polytechnischen Bildung, die
etwas anderes ist als Berufsvorbereitung.

Aber es geht auch darum, ob und wie sich Bildung, Schule und Lernprozesse mit der Digitalisierung
verändern. Lernprograme ermöglichen die Individualisierung des Lernen: Jede lernt in ihrem Tempo,
kann Lernzeiten und Lernschritte selbständig bestimmen. Über das Internet haben Schülerinnen und
Lehrer Zugang zu unübersehbar vielen Informationen. Lernplattformen bieten einen
Variantenreichtum, vor dem jedes „analoge“ Lernmaterial armselig erscheint. Über social media
können sich Schülerinnen und Lehrerinnen vernetzen und über alles Mögliche (und Unmögliche)
austauschen.

Über Computersimulationen können naturwissenschaftliche und gesellschaftliche Versuche simuliert
werden, die Schülerinnen in der Realität nicht durchführen könnten, und, klar, sinnliche Erfahrung
wird durch Virtualität ersetzt. Die Rolle des Lehrers, der Lehrerin verändert sich. Sie steht nicht mehr im Mittelpunkt des Unterrichts, sondern guckt nur noch von hinten über die Schulter, oder sie überwacht alle ihre
Schülerinnen an ihrem Rechner. Die Programme werten alles aus: wer macht wo Fortschritte und wo
nicht? Die nächsten Lernschritte können passgenau konstruiert werden, da gibt es keine Umwege
und Sackgassen mehr. Schöne neue Welt des individualisierten und dennoch gesteuerten Lernens?
Für manche scheint diese Entwicklung die Erfüllung eines scheinbar antiautoritären Traums: Der
Egalisierung des Lehrers, der Lehrerin, die ihre Führungsrolle verliert und zur Lernbegleiterin wird.
Die Schule als Zwangsanstalt wird überflüssig, jedermann, jedefrau kann am heimischen Computer
lernen, man kann sich auch zu freien Lerngruppen zusammenfinden, social media erleichtern das ja.
Tatsächlich wird so die Vorstellung vom individualisierten Lernen, am Computer oder sonst wo, auf
die Spitze getrieben und ad absurdum geführt. Aus der Individualisierung wird Vereinzelung, aus
sozialem Lernen in einer heterogenen Gruppe wird Pauken. Dieses Horrorszenario steht den Kritikern
der Digitalisierung in der Schule vor Augen. So wird es nicht kommen. Ivan Illich hat die Schule nicht abschaffen können, Bill Gates und Jörg Dräger von der Bertelsmann-Stiftung werden es auch nicht. Nicht nur, weil die Institution sich als hartnäckig erweist, sondern weil Lernen und Bildung immer mit Erfahrung von und mit Menschen zu tun haben.

Gerade der Einsatz neuer Medien in der Schule erfordert starke, kundige und selbstbewusste
Lehrerinnen und Lehrer, die wissen, was sie tun, wo sie hin wollen und was sie ihren Schülerinnen
und Schülern zutrauen können. Die Beiträge in unserem Heft lassen sich nicht in das Schema „Bist Du für oder gegen Computer in der Schule?“ pressen. Es geht uns nicht um eindeutige, glatt gebügelte Antworten, sondern darum, Probleme zu benennen und Perspektiven für eine Bildung in Zeiten der Digitalität zu entwickeln.
Dan Verständig stellt in seinem Aufsatz die Auseinandersetzung mit Digitalität, mit den
gesellschaftlichen Veränderungen, Veränderungen in der Produktion, Kommunikation und im
Konsum in den Mittelpunkt. Er versucht sich an einem kritischen Bildungsbegriff in Zeiten der
Digitalität. Bernd Schorb entwickelt ein detailliertes Konzept einer kritischen Medienbildung, die der
Ökonomisierung von Bildung etwas entgegensetzen soll.

Am Beispiel der Bildungsmedien zeigt Thomas Höhne die tiefgreifenden Prozesse, die Digitalisierung
bewirken kann: Märkte, Produktionsbedingungen und Inhalte verändern sich.
Welchen pädagogischen Nutzen haben digitale Medien? Ralf Lankau wirf einen kritischen Blick auf
die vorliegenden Forschungsergebnisse. Und er macht deutlich: Kritik bedeutet nicht schlichte
Negation, sondern die kritische Auseinandersetzung, und dazu macht er konkrete Vorschläge für die
jeweiligen Altersstufen. Fast alle Beiträge setzen sich kritisch mit dem Digitalpakt auseinander. Werden die fünf Milliarden Euro, die Bund und Länder zusammenwerfen, lediglich ein Konjunkturprogramm für die
monopolistischen Anbieter sein? Wird der Digitalisierungshype zur Unterwerfung von Schule und
Bildung unter die vermeintlichen Erfordernisse der Standortsicherung führen? Gunhild Böth
entwickelt aus der Sicht einer linken Kommunalpolitikerin konkrete Handlungsmöglichkeiten.
„Die Ängste vor neuen Technologien sind immer die Ängste von Erwachsenen“, meint Rosemarie
Hein, die erfahrene Bildungspolitikerin. Die Kritik an digitalen Medien hat manchmal etwas
Kulturkritisches. Rosemarie Hein erinnert an Neil Postman, der in den 70er Jahren mit dem
Fernsehen „Das Verschwinden der Kindheit“ kommen sah. In der Digitaltechnik und der darin
enthaltenen Möglichkeit der Interaktivität sah er damals die Rettung.
Jede technische Entwicklung, jede wissenschaftliche Entdeckung dient heute kapitalistischer
Verwertung und meistens auch der Herrschaftssicherung. Doch zugleich enthalten sie, wenn auch
jeweils in unterschiedlichem Maße, Möglichkeiten der Vergesellschaftung und der Befreiung. Wäre
dem nicht so, sähe es trübe aus.

 

 

 

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