Während aufgrund der Corona-Krise noch immer alle Schulen geschlossen sind, wird in einigen Familien nun das Wohnzimmer zum Klassenzimmer umfunktioniert. Viele Eltern sind plötzlich damit konfrontiert, die Rolle der Lehrperson übernehmen zu müssen – und merken, dass das gar nicht so einfach ist, wie vielleicht vorher gedacht.

Denn es geht nicht mehr nur darum, Vokabeln abzufragen oder über Hausaufgaben drüberzuschauen. Selbst wenn die Schule einen detaillierten Unterrichtsplan für zuhause vorgibt: Nicht jede*r kennt sich mit den dafür notwendigen digitalen Möglichkeiten oder Unterrichtsinhalten aus. Online-Nachhilfetools versprechen mit Erklärvideos Abhilfe. Auf den ersten Blick fördert das die Motivation der Kinder: „Es macht mehr Spaß, ein Video anzuschauen“, berichtet Nele, die zurzeit mit ihrer Mutter zuhause lernt. Die Begründung der Grundschülerin lässt Pädagog*innen jedoch aufhorchen: „Weil man dann nichts selber machen muss.“

„Tatsächlich geht es um die Prägung von Einstellungen, die Unterrichtsinhalte sind vielfach selektiv und tendenziös“

 

Tim Engartner, Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften

Tim Engartner, Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Uni Frankfurt/Main, warnt vor einem unkritischen Umgang mit digitalen Medien und verweist auf die Einflussnahme großer Konzerne. Er hat im Auftrag des Gesprächskreises Bildungspolitik der Rosa-Luxemburg-Stiftung eine Studie zu Ökonomisierungstendenzen in der Schule durchgeführt, die bald veröffentlicht wird. Es sei auch ein Kampf um die Köpfe der Kinder: „Tatsächlich geht es um die Prägung von Einstellungen, die Unterrichtsinhalte sind vielfach selektiv und tendenziös“, so Engartner gegenüber dem ZDF-Magazin Panorama. Der Beitrag „Google und Apple profitieren Homeschooling: Der Einfluss großer Firmen“ kann hier nachgeschaut werden.

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