Fragestellungen:
1.) Hat Schule überhaupt etwas mit Bildung zu tun?
2.) Welche Ziele hat Bildung, welche Inhalte ergeben sich daraus und welche Methoden, welche Organi-sationsformen (vgl. 3.)?
3.) Müssen wir Bildung neu begründen, welche bestehenden Organisationsformen sind dafür noch geeig-net?
Ad 1: Sicher als rhetorisch-provokative Fragestellung zu verstehen, betrachtet man Schule hier zunächst im enge-ren Sinne von der Grundschule über die Sek. I bis zur Sek. II., also bis zum allgemeinen Schulabschluss im domi-nierenden Sozialisationsalter junger Menschen (im weiteren, im hiesigen Zusammenhang sicher nicht zu diskutie-renden Sinne wären hier u.a. noch alle weiterbildenden oder fachspezifischen Schulen sowie Hochschulen zu nennen); denn Schule ist – neben der frühkindlichen Kindertagesstätte – der wohl einzige staatlich-institutionelle Ort, an welchem Bildung (definitionsunabhängig) strukturell organisiert sowie verpflichtend statt-findet bzw. stattfinden kann. Als gesamtgesellschaftliche Aufgabe findet Bildung somit in öffentlichen Einrichtun-gen – hier: Schule – statt. Die Alternative einer nicht-staatlich kontrollierten und organisierten – also privatisier-ten – Bildung wäre aus diversen Gründen nicht nur unsozial, ineffizient und manipulationsanfällig, sondern in ihren Auswirkungen verheerend sowie undemokratisch.
Ad 2: Bildung hat multiple parallele Zielsetzungen (Bildungsziel hier qua Ergebnis eines [politisch] gewünschten und somit auch gesteuerten Lernprozesses): a) auf individueller wie auch pädagogischer Ebene die Ermöglichung einer optimalen Persönlichkeitsentwicklung (einschließlich eines erfüllten Lebens und weitgehend entspre-chend dem Humboldt’schen Bildungsideal), b) auf wirtschaftlicher Ebene die Bereitstellung gut ausgebildeter Fachkräfte für den Arbeitsmarkt (Qualifikation u.a. zwecks Erhalt oder Förderung der Wettbewerbsfähigkeit) und damit (produktiv wie administrativ) für das gesamtgesellschaftliche Wohl, c) auf politischer Ebene – zumindest in demokratisch regierten Ländern – die Sicherung von Frieden und Demokratie sowie d) die Weitergabe historisch gesammelten Wissens auf allen Ebenen an nachfolgende Generationen. Dies alles unter dem Aspekt, den Kindern und Jugendlichen das Hineinwachsen in eine zunehmend komplexe Welt zu ermöglichen, zumindest aber zu erleichtern (Allgemeinbildung und Verständnisförderung von Zusammenhängen), um sich anschließend – hierauf aufbauend und notwendigerweise – auf Teilbereiche spezialisieren zu können.
Inhaltlich sind zumindest die jeweiligen politischen Bildungsziele auch abhängig von den vorherrschenden Machtverhältnissen und den diesen zugrunde liegenden Ideologien: Während diktatorische Regimes kein Inte-resse an humanistisch geprägten Bildungszielen (insbesondere dem Freiheitsgedanken) haben können, stehen deren Leitideen denen demokratischer Regierungen diametral gegenüber. Letzterer müssen, betrachtet man hier Bildung nicht lediglich unter dem einseitig ökonomischen Aspekt der Qualifikation (s.o.), als maßgebliche Voraus-setzung zur Erfüllung individueller Lebenschancen sowie als Menschenrecht die Motivation zu jedweder demo-kratischen (sprich: freiheitlich-emanzipatorischen) Denk- und Verhaltensweise und deren Förderung zum Wohle der Allgemeinheit zugrunde liegen, einschließlich u.a. der Teilziele eines Entgegenwirkens populistischer oder gar (rechts-)extremistischer wie auch rassistischer Tendenzen sowie – und das ist historisch vergleichsweise neu – der zukunftsorientierten Nachhaltigkeitsziele (vgl. hierzu UNESCO-Memorandum aus 2015; Bildung für nachhaltige Entwicklung [BNE]).
Methodisch sind, fachspezifisch unterschiedlich gewichtet, alle herkömmlichen (Unterrichts-)Methoden, vor-zugsweise in Kombination miteinander je nach ihrer jeweiligen pädagogischen Begründung anwendbar, ein-schließlich des oft (ich meine, zu Unrecht) gescholtenen Frontalunterrichts. Aus technischen Gründen neu hinzu gekommen sind digital basierte Lehr- und Lernmethoden, deren Vorteile (hier auch die Förderung von Selbst-ständigkeit) gleichermaßen nutzbar sind bzw. im Zusammenhang mit dem aktuellen wie sicher auch künftigen, das Erreichen der o.g. allgemeinen Lernziele be- wenn nicht gar verhindernden bundesdeutschen Lehrkräfte-mangel dringendst zu nutzen sind (Stichwort: pädagogisch-didaktisch sinnvoll strukturierter Hybridunterricht). Zur Förderung eigenständigen wie auch zielgerichteten Denkens bedarf es methodisch im geisteswissenschaftlichen Bereich zudem der gezielten wie auch verstärkten Einübung dialektischer Denkprozesse.
Ad 3.: Einmal unterstellt, dass aus vielfachen Gründen (u.a. Kontrolle und Effizienz) auch künftig der Schulunter-richt staatlich institutionalisiert bleiben muss, kann unter dem Aspekt sozialer Gleichbehandlung bzw. Gleichbe-rechtigung nur ein integratives Schulsystem (sprich: Gesamt- oder Einheitsschule) als Organisationsform in Frage kommen – konsequenterweise unter Abschaffung des Gymnasiums. Und dies wiederum unter Ersetzung starrer Klassenstufen durch – möglichst signifikant kleinere – Leistungs- oder Interessengruppen, deren Zugangsvoraus-setzungen idealiter durch (ausführlichere) Bewertungs- statt Benotungssysteme geregelt werden. Unter Berück-sichtigung der o.g. Ziele und Inhalte braucht, wenn konsequent umgesetzt, Bildung nicht notwendigerweise neu begründet werden.
Ausblick: Während ein ausschließlich integratives Schulsystem sicher noch langfristig am Widerstand entspre-chender (bürgerlicher) Interessengruppen scheitern wird, werden zur Umsetzung flexiblerer sowie insbesondere auch kleinerer (und damit effizienterer) Lerngruppen deutlich mehr Lehrkräfte benötigt als bereits jetzt vorhan-den, selbst unter dem Aspekt einer teilweise möglichen Ausgliederung bisher klassischer Präsenztätigkeiten der Schüler und Schülerinnen in den (digital gestützten) Distanzunterricht (unter der Prämisse vorhandenen pädago-gisch geeigneten Digitalmaterials).
Von Rainer Löwe zuletzt erschienen:
Lehrer werden!? (April 2020), ISBN 978-3-7504-7973-9, E-Book: 978-3-7519-6369-5;
Schwerpunktthemen: Integrative Schulsysteme und soziale Gerechtigkeit sowie Lehrkräftemangel – Gründe, Folgen und notwendige
Gegenmaßnahmen;
Kontakt: lehrerwerden@t-online.de
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