Für mich ist das klar, wir müssen die Welt retten. Wenn wir den Kindern und Jugendlichen nicht vermitteln, worum es geht (die meisten wissen es schon), können wir alle einpacken. Der Mensch hat sich in einer Weise der Natur bemächtigt, hat Jahrzehnte lang trotz seines Wissens auf Umkehr gepfiffen, dass ihm jetzt alles auf die Füße fällt. Die Forderung, die F4F an die Politik stellt, ist einzig richtig. In vorauseilendem Gehorsam wurden Fehler gemacht, die schon einem Teil der Wirtschaft unverständlich werden.

Die Jugend muss unterstützt werden. Die Schulen spielen eine wichtige Rolle. Die SuS sind wichtige Multiplikatoren. Die Abschaffung der penetranten Lehrpläne, der Kompetenzorientierung, der disziplinierenden Mittel (Zahlenzeugnisse, Nichtversetzungen, Haus- und Strafaufgaben, das „Abschulen“) und des Halbtags muss Vorrang haben. EINE SCHULE FÜR ALLE ist eine der logischen Folgen. Mit der nötigen personellen Unterstützung ein Schritt zu Mündigkeit, Subjektwerdung und Emanzipation. Die Definition des Bildungsbegriffs hat Gernod geliefert. Die Begriffe, die gern und schnell als Schlagworte umher irren, hat er mit Inhalt gefüllt. Mündigkeit, Emanzipation, Subjektwerdung. Sowohl als Individuum, wie auch im Kollektiv.

Die Schule heute steht aber als Macht- und Vergabeinstrument da. Ein Gegensatz zu unseren Wünschen. Verweigerung und Widerspruch stoßen sofort an Grenzen, die in der Eskalation den Bildungserfolg verhindern. Wird der andere, von mir gewünschte Weg durchgesetzt, entsteht zunächst Chaos, weil die Rahmenbedingungen ganz andere geworden sind. Ein fließender Übergang wird (fast) nicht möglich sein. Die Veränderung muss abrupt erfolgen. Plötzlich eine Schule ohne Angst, ohne Druck, ohne Sanktionen. In der Freien Schule TL werden die einzelnen neuen SuS von MitSuS, Mentor*in, Lernbegleiter*in aufgefangen. Meine eigenen Erlebnisse als Lernbegleiterin waren: die neuen SuS wurden sofort ruhiger, bauten schnell ein symmetrisches Verhältnis zu Erwachsenen auf, begannen sich zu orientieren. Integrierten sich in Gruppen.

Fast als befreiend könnte ich meine Erfahrungen dort bezeichnen. Ich hatte nicht nur unter meiner Schulzeit schwer gelitten. Bestraft wurde ich obendrein durch die Ignoranz der Leistungen, die ich ohne institutionelle Bindung vollbrachte. Auch später in der Referendarzeit, wo das meiste Gelehrte vor allem in der Praxis mir quer ging und sauer aufstieß. Am ärgsten war, dass, wenn ich auf Geheiß der Freunde das Erwünschte vorlegte, ich automatisch gelobt wurde. Anpassung war das oberste Lernziel. Wenn mir das nicht gelang, fehlte es mir an allen wichtigen Tugenden, die in unserem Wirtschaftssystem von Bedeutung waren und sind.
Die befreite, neue Schule müssen wir uns angucken oder vorstellen, passend konzipieren, fordern und umsetzen. Wir haben Beispiele, daran fehlt es nicht.

Konkret:
– Wie stellen wir uns den institutionellen Rahmen vor? Wieviel und welche Schulgebäude braucht die Gesellschaft? Wieviel Schulpflicht? Wie organisiert?
– Welches Material benötigen wir? Standards und Extras?
– Welche Methoden stehen uns zur Verfügung? Wie werden sie eingesetzt?
– Wichtig: Wie ändern wir sofort im bestehenden System, dass nicht immer wieder dieselben Kinder und Jugendlichen rausfallen?

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