Liebe FreundInnen,
Armin Bernhard bittet, die beigefügten Überlegungen weiterzuleiten. Ich komme dem gern nach. Ich teile seine Kritik an einer auf epidemiologische Aspekte verengten Sichtweise und würde mit ihm die Frage nach dem Einfluss der Corona-Krise auf Selbst- und Weltverständnis junger Menschen aufwerfen, auch wenn ich die anklingende Vermutung einer autoritären und repressiven Herrschaftstaktik hinter dem Ganzen nicht teile.
Und ich würde weitere Fragen aufwerfen:
Nach der sozialen Funktion von Schule, die durch ihre Schließung noch sichtbarer wurde, die soziale Polarisierung nimmt dadurch weiter zu, und nicht nur wegen der fehlenden Laptops bei den “Armen”,
nach der verengten “herrschenden” Sichtweise, die nur nach versäumten prüfungsrelevanten Leistungen fragt, nach dem drohenden Einkommensverlust duch ausgefallene Schulstunden,
nach anderen Möglichkeiten des Lehrens und Lernen jenseits von Schule und Klassenunterricht. Viele “linke” Ideen, wie sich Schule und Lernen verändern müssten bekamen durch die Krise ihre Bestätigung.
Ich finde es wert, dass wir uns dazu im Rahmen der epidemiologisch definierten Möglichkeiten zu einer Debatte zusammenfidnen würden.
Um darüber zu diskutieren stellen wir diese Gedanken von Armin und meine dazu auf die Website, wir bitten dort um Kommentare,
besten Gruß
Karl-Heinz Heinemann

2 Gedanken zu “Antwort von Karl-Heinz Heinemann auf Armin Bernhard”

  • Antwort von Gunhild Böth auf Armin Bernhard
    Liebe Bildungsmenschen,
    vielleicht sollte ich einfach darauf hinweisen, dass die BAG Bildungspolitik der Partei DIE LINKE schon sehr früh sowohl auf die aktuellen Herausforderungen des schulischen Lockdowns als auch auf die langfristigen politischen Konsequenzen reagiert hat. Dazu findet Ihr zwei Positionspapiere auf der Homepage der Partei DIE LINKE unter BAG Bildungspolitik, die durchaus diskussionsleitend für viele örtliche, Landes- und Bundesbildungspolitiker*innen waren.

    Vielleicht muss man einfach unterscheiden, dass Menschen, die aktuellen tagespolitischen Geschäft stehen, andere Forderungen stellen, die immer viel mit der Verteilung von Ressourcen zu tun haben, mit denen grundsätzlich dann Weichen in die richtige oder falsche Richtung gestellt werden. Insofern sind die Pressemitteilungen sicher nicht mit grundsätzlichen Positionsbestimmungen gleichzusetzen.
    Eine akademische Debatte, die ich auch sehr befürworte, über die Folgen von Welt- und Selbstwahrnehmung der Kinder und Jugendlichen z.B. könnte zu Erkenntnissen führen, die dann wiederum in politische Forderungen (auch im Tagesgeschäft) für bildungspolitisches Handeln umgesetzt werden könnten.
    Dann lasst es uns angehen.
    Aber kritisiert nicht als erstes all diejenigen, die sich bemüht haben, gegen alle Rufe nach „Rückkehr zur Normalität“ (= einheitliche standardisierte Einzelprüfungen, Abarbeiten eines als sakrosankt gesetzten „Stoff“-Lehrplans, Benotung, Auslese) die Prinzipien einer demokratischen Bildung aufrecht zu halten.

  • Lieber Armin Bernhard, lieber Karl-Heinz Heinemann,

    vielen Dank für die Initiative und für den Anstoß einer wichtigen Debatte (inkl. einer Diskussionsagenda). Auch das von Dir, Karl-Heinz,
    eingebrachte „Forum“ ist sehr begrüßenswert und notwendig.

    Zwei Punkte möchte ich einbringen:

    1. Es ist erstaunlich, dass mittlerweile viele Beiträge, gerade auch in linken Diskussionen, stets mit dem Zusatz „unter Beachtung der gebotenen Maßnahmen“ oder dem Bekenntnis zur Ernsthaftigkeit der Bedrohung durch das Virus gerahmt werden. Wer dem nicht nachkommt, steht schnell unter dem Verdacht wenigstens ein „Antihumanist“ zu sein. Das sind Barrieren und Einschränkungen des Denkens, die einer radikalen Kritik schnell den Platz im Bereich der instrumentellen Vernunft zuweisen und die wir auch mit Blick auf die Sozialisationsprozesse von Kindern und Jugendlichen, aber auch hinsichtlich der Denkkonfigurationen aller Mitglieder unserer Gesellschaft aufmerksam analysieren und diskutieren müssen.

    2. Ich bin außerdem über folgenden Satz aus der Antwort gestolpert und war etwas irritiert: „auch wenn ich die anklingende Vermutung einer autoritären und repressiven Herrschaftstaktik hinter dem Ganzen nicht teile.“ Das geht aus den Thesen nicht hervor. M. E. müsste aber darüber auch diskutiert werden, also inwiefern wird die Krise als Katalysator genutzt, um den ein oder anderen Punkt der politischen und Kapitalinteressenagenda durchzusetzen (bspw. Digitalisierung und Privatisierung)? Wider das von vielen Seiten propagierte Ende des Neoliberalismus teile ich die Analyse, dass der Neoliberalismus in eine noch autoritäre Phase mit vielfältigen Konsequenzen für die Bereiche Erziehung und Bildung eintreten wird/könnte.

    Beim Schreiben entsteht die Diskussionsfreude und -bedarf.
    Solidarische Grüße

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