Die Situation der Kinder und die Corona-Politik

Armin Bernhardt (Uni Duisburg-Essen) hat mit seinem Beitrag eine Diskussion über die Lage der Kinder in der Corona-Pandemie angestoßen. Den ganzen Text könnt ihr hier als pdf herunterladen: Kinder – die großen Verliererinnen und Verlierer der Corona-Krisenpolitik

Die Antwort von Karl-Heinz Heinemann:

Lieber Armin,
ich habe nun auch von Unterwegs Deinen Zwischenbericht versendet. Nicht, weil ich ihn vollständig unterschreiben würde, sondern im Gegenteil, weil ich nicht in den Verdacht geraten möchte, missliebige Positionen unterdrücken zu wollen, nachdem ja Wolfgang Streecks Bericht über unseren Verteiler gegangen ist.
Ja, ich stimme Dir zu, dass es an einer umfassenden, die sozialen und psychischen Folgewirkungen betrachtenden Sichtweise bei der Linken mangelt. Auch, wenn z.B. die Verschärfung der sozialen Spaltung, die gewachsene Abhängigkeit von den sozial und ökonomisch auseinanderklaffenden Bedingungen des Aufwachsens zu Recht problematisiert werden. Kritikwürdig ist der Ansatz des Innenministeriums, mehr oder weniger Panikmache an die Stelle von Aufklärung zu setzen. Nur müssen wir aufpassen, nicht unsererseits Panikmache zu betreiben.
Wie hoch ist das Risiko, dass Kinder durch maskentragen Atembeschwerden bekommen oder ihre Kommunikationsfähigkeit leidet? Muss es nicht abgewogen werden gegen das Infektionsrisiko? Oder, wie Gerald Hüther schrieb, muss man sich, wenn das Haus brennt, darum kümmern, ob das Kinderzimmer aufgeräumt ist? Den Umgang mit der Angst vor Tod, Lebenskrisen, und vor Ausgrenzung wegen abweichender Meinung – all das ist sicher durch die gegenwärtige Krise verschärft worden, ist aber in jedem Fall Teil notwendiger Auseinandersetzungen im persönlichen Bildungsprozess.
Mangels eigener Expertise muss ich mich bei der Bewertung der Impfrisiken auf die Meinung von Fachleuten etwa in der „Stiko“ und auch in einem persönlichen Umfeld verlassen. Und da wurden ja die Risiken der genbasierten Vakzine geringer eingeschätzt als die der „herkömmlichen“. Wir neigen ja dazu, alles was mit „Gen“ zu tun hat, als Teufelszeug einzuschätzen.
Immerhin ist durch „homeschooling“ bewusst geworden, wie wichtig die soziale  Dimension von Schule und Lernen ist. Da sollten wir uns als kritisch geschulte PädagogInnen aber hüten, mit dem Argument von Wössmann zu operieren – dass drei Monate Unterrichtsausfall 3 bis 4 % weniger Lebenseinkommen bedeuten. Abgesehen davon dass ich diese Berechnung für schwachsinnig halte ist ja wohl die Erhöhung des Lebenseinkommens bestenfalls eine erwünschte Nebenwirkung von Bildungsprozessen.
Panikmache seitens der regierenden verhindert eine rationale Auseinandersetzung, etwa darüber, ob der schwedische Weg nicht auch gangbar ist, oder ob umgekehrt „zero Covid“ richtig wäre, was ja viele Linke meinen. Diese Auseinandersetzung würde ich gern führen, ohne unsererseits vorschnell dunkle Machenschaften – vulgo: Verschwörungstheorien – zu vermuten.
Besten Gruß,
Karl-Heinz

Hans Brügelmann ergänzt die Diskussion um einen Beitrag der Fraktion Die Linke aus Bremen, die sich aus bildungspolitischer Perspektive mit dem Thema beschäftigt hat. Das Positionspapier findet ihr hier als pdf: Positionspapier Bildung nach Corona

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