zur 38. Arbeitstagung des AK Kritische Pädagogik der Rosa-Luxemburg-Stiftung
am Donnerstag, 24.02.2022, von 19.00 – 21.00 Uhr
Online-Vortrag und Diskussion:
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Prof.‘in Dr.‘in Julika Bürgin
Prävention gehört zu den gängigen ‚Zauberworten der Pädagogik‘ (Eva Borst). Sie haben einen quasi-magischen, diffusen Beschwörungscharakter, der Interessenslagen verschleiert und gleichzeitig strukturelle Problemstellungen zu bearbeiten behauptet. Mit dem Begriff der Prävention, besser: den aus seiner Logik heraus angelegten Programmen, sollen potenzielle ‚Abweichungen‘, insbesondere von Kindern und Jugendlichen, und Verletzungen der bestehenden Ordnung antizipiert und Verhalten frühzeitig normiert werden. In ihm liegt aber auch der begriffliche Knotenpunkt zwischen kriminalpolitischen Vorstellungen und Diskussionen und einer aus ihnen resultierenden Praxis, so auch pädagogischen Programmen und Projekten.
Die Referentin hat in ihrer 2021 erschienen Studie „Extremismusprävention als polizeiliche Ordnung. Zur Politik der Demokratiebildung“ (Beltz Verlag Weinheim/Basel) eben diesen Knotenpunkt untersucht und in den Diskurszusammenhang von Prävention im Allgemeinen gestellt. Dazu analysiert sie staatliche Förderprogramme zur sog. Extremismusprävention und nimmt die mit ihnen verbundene Zielsetzung einer ‚wehrhaften Demokratie‘ in den Blick. Entgegen der Behauptung einer Förderung der Demokratie kommt sie zu dem Schluss, dass in den untersuchten Programmen vielmehr eine Beschneidung und Verkürzung ihren Ausdruck findet und eine „polizeiliche Ordnung“ Einzug in die politische Bildungsarbeit erhält.
Der Vortrag beleuchtet zunächst den in der Studie analysierten Problemzusammenhang von Extremismusprävention und ‚wehrhafter Demokratie‘ und leitet dann in allgemeinere Reflexionen
zum Begriff der Prävention im Kontext pädagogischen Denkens und Handelns über, die wir gemeinsam diskutieren wollen: Welche Folgen hatte und hat eine aus der Logik der Prävention angelegte Bildungsarbeit?
Julika Bürgin ist Professorin am Fachbereich Soziale Arbeit der Hochschule Darmstadt. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Bildungsforschung und politische Bildung, auch hat sie im Feld gewerkschaftlicher Bildungsarbeit umfangreich publiziert. Außerdem ist sie im Forum kritische politische Bildung aktiv.
Die Veranstaltung findet online über das Videokonferenztool ‚Zoom‘ statt. Die Zugangsdaten werden im Anschluss an die Anmeldung verschickt.
Informationen und Anmeldung: AK-Kritische-Paedagogik@rosalux.org
Der Arbeitskreis Kritische Pädagogik der Rosa-Luxemburg-Stiftung versteht sich als offenes Forum für den Austausch über grundlegende pädagogische Fragestellungen aus gesellschaftskritischer Perspektive. Sein Anliegen ist es, Erziehungswissenschaftler*innen, pädagogische Praktiker*innen sowie alle weiteren, an pädagogischen Fragen Interessierten miteinander ins Gespräch zu bringen, um Ansatz- und Entwicklungsmöglichkeiten für eine emanzipatorische Pädagogik in Theorie und Praxis unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen auszuloten. Im Fokus seiner Arbeit stehen aktuelle Tendenzen im Feld der Erziehung und Bildung, die vor dem Hintergrund ihrer historisch-gesellschaftlichen Bedingtheit theoretisch in den Blick genommen und hinsichtlich ihrer praktischen Implikationen diskutiert werden.
Der AK trifft sich in der Regel an wechselnden Orten, derzeit jedoch ausschließlich im Online-Format. Den thematischen Rahmen der Arbeitstagungen liefert jeweils ein fachlich einschlägiger Impulsvortrag, der als Ausgangs- und Bezugspunkt für die Diskussion der Teilnehmer*innen dient.